Der Bhakti-Yoga Weg gilt als der Yogaweg der Hingabe. Du bringst dich Gott dar und siehst Gott in allem und jedem und verehrst die Göttlichkeit. Viele denken bei Bhakti-Yoga sofort an die Zeremonien (Puja (Verehrungsritual), Homa (Feuerzeremonie)), an Rituale und Gebete. Doch Bhakti-Yoga ist viel mehr. In der Lehre gibt es 9 Formen der Hingabe an Gott. Jede der Hingaben kann ein Teil deines Alltages werden, so dass du über den Tag verteilt immer wieder dich auf Gott und dessen Energie und Liebe einschwingen kannst.
9 Formen der Hingabe
Sravanam – Hören
Kirtanam – Singen
Smaranam – Erinnern
Padasevanam – Altar/ Tempeldienst
Archanam – Verehren, Gottesdienst
Vandanam – Verbeugen
Dasyam – Diener Gottes
Sakhyam – Freundschaft
Atmanivedanam – völlige Selbsthingabe
die Formen der Hingabe
Sravanam - Hören
Die Hingabe an Gott wird dadurch praktiziert, dass zuerst passiv die Gottesenergie aufgenommen wird. Es werden Geschichten über die Götter (Brahma, Vishnu, Shiva) erzählt oder über die Avatare (Rama, Krishna). Durch das Hören von diesen Heldentaten wird das Interesse am rechten Handeln geweckt. Auch das Hören von Mantra hilft sich mit der kosmischen Energie zu verbinden. Der praktizierende Bhakta richtet seinen Geist auf das Allmächtige und schafft so eine positive Gedankenwelle und einen aufnahmefähigen Geist. Im Alltag kannst du im Hintergrund eine Mantra-CD laufen lassen und immer wieder inne halten und aufmerksam zu lauschen oder du liest einen Roman über die Helden der indischen Mythologie z.B. die Ramayanan (Epos über Rama, Inkarnation von Vishnu)oder Mahabharata (Epos über die Bharatas, ein Teil davon ist die Bhagavad Gita, das Gespräch von Krishna und Arjuna). Diese Geschichten sind nicht nur unterhaltsam, sie verbinden dich auch mit der göttlichen Energie.
Kirtanam - singen
Ist der Samen erstmal gesät, dann reicht das bloße zuhören nicht mehr aus. Der Bhakta möchte aktiv werden und Gottes Namen singen. Hast du dich schon mal ertappt, wie du ein Mantra mitgesungen hast? Genau in diesem Moment, in diesem Gefühl hast du wahres Kirtanam praktiziert. Im Alltag kann Gott immer wieder lobgepriesen werden. Gerne auch zwischendurch. Für ein inbrünstiges „ Om namah Shivaya“, „Om namo bhagavate Vasudevaya“ oder „Om namo narayanaya“ ist immer der richtige Zeitpunkt. Ob nun morgens, abends oder nach einer schwierigen Situation. Gib dich mit ganzem Herzen der Töne und den Worten hin.
Smaranam - Erinnern
Auf der nächsten Stufe der Hingabe erinnert sich der Bhakta an Gottes Namen und Gegenwart. Alles wird zu einem Gebet und Meditation auf Gott. Es ist dabei aber nicht wichtig auswendig gelernte Texte zu wiederholen, sondern vom Herzen zu beten. Hier fragst du nicht, ob Gott dich hört, sondern ob du seine Antworten hörst und verstehst. Im Alltag kannst du dich für all das Schöne oder Schlechte, was dir passiert, mit einem kurzen oder langen Stoßgebet bedanken. Ja, auch für das Schlechte, denn dies sind lediglich Chancen zum wachsen oder kleine Erinnerungshilfen, das du vielleicht auf dem Holzweg bist.
Padasevanam - Altar/ Tempeldienst
Der Bhakta führt Rituale aus und verehrt Gott in Form eines Bildnisses oder Murti (Statue). Am Anfang ist es hilfreich schon bestehende Rituale zu erlernen wie Puja (Verehrungsritual) oder Arati (Lichtzeremonie). Auch hier entscheidest du selbst, ob das Ritual/ die Zeremonie nur gelernt ist oder vom Herzen kommt und deine Wünsche oder Träume über das Ritual zu Gott trägt. Im Alltag kannst du morgens oder bevor du aus dem Haus gehst ein kleines Arati vor deinem Altar machen. Das hebt nicht nur die Stimmung, sondern lädt dich gleich mit göttlicher Energie auf, so als würde dein Frühstück aus einem Power-Arati-Energieriegel bestehen. Nicht nur empfehlenswert, sondern auch noch emotional lecker.
archanam - Verehrung
Die Hingabe des Archanam wird meist im Zusammenhang mit größeren Ritualen zelebriert. Die Tätigkeit ist das direkte opfern von rituellen Opfergaben. Bei der Puja (Verehrungsritual) wird das opfern von Blüten oder Reis vom Herzen aus als Archanam gefeiert. Gerade beim Opfern vom Herzen aus, stellt sich eine Kraft ein, die nur erlebt und nicht beschrieben werden kann. Im Alltag kannst du Archanam zelebrieren indem du ein kleines Obststück Gott opferst, der sich in einem stillen Moment oder einer schönen Blume oder einem anderem Lebewesen manifestiert. Für diesem Zweck lohnt es sich immer Nüsse oder Rosinen in der Tasche zu haben und falls mal der kleine Hunger kommt, dann opferst du von Herzen Gott in deinem Magen.
Vandanam - Verbeugen
Der Bhakta verbeugt sich vor Gott und entwickelt Demut und reine Hingabe. Wenn du Gott in jedem Wesen, jeder Pflanze und jedem Stein siehst, dann möchtest du dich vor dieser Göttlichkeit verbeugen. Im Alltag kannst du ganz bewusst dich vor schönen und hässlichen Dingen und Lebewesen verbeugen. Hast du schon mal versucht dich vor einer Blume zu verbeugen oder vor deinem Haustier oder deiner Mutter? Wenn dir das verbeugen peinlich ist, dann kannst du zu Hause im stillen Kämmerchen das verbeugen vor Obst und Gemüse probieren. Die hohe Kunst ist das Ego und den Verstand so zu transformieren, dass du Gott in allem sehen kannst und dich vor der Göttlichkeit im Gegenüber verbeugen kannst. So falte deine Hände zum Gruß und beuge den Körper. Om namah Shivaya
Die letzten drei Stufen der Hingabe führen zur Erleuchtung wie von selbst und können als Meisterklasse beschrieben werden. Die folgenden 3 Formen der Hingabe stellen sich fast automatisch ein, wenn die oben genannten Formen der Hingabe regelmäßig praktiziert werden.
Dasyam - Diener Gottes
Der Bhakta fühlt sich als Diener Gottes, als sein Instrument. „Gott wirkt durch mich als Instrument.“ Im Alltag stellt sich ein Urvertrauen ein, dass Gott deinen Weg lenkt und da alle Handlungen von Gott kommen, kann der Bhakta in einer vertrauensvoll positiven Schwingung bleiben. Demutsvoll werden Schwierigkeiten angenommen und mit Gottes Hilfe gelöst und Positives wird mit Dankbarkeit angenommen.
Sahkyam - Freundschaft
Der Bhakta entwickelt eine persönliche Beziehung zu Gott. Vorher wollte der Bhakta nur Instrument sein. Nun gibt es keine unterschiedlichen Ebenen mehr. Der Bhakta hat Gott verstanden, er erkennt die subtilen Botschaften und handelt danach. Im Alltag erkennt der Bhakta, das alles von Gott kommt und geht gemeinsam mit ihn/ihr seinen Weg. Gelassen und in Gott ruhend.
Atmanivedanam - völlige Selbsthingabe
Der Bhakta differenziert nicht mehr. Es gibt keine Trennung von Gott und sich selbst. Als höchste Stufe der Hingabe gilt Asamprajnata Samadhi – Selbsterleuchtung. Wer diese Stufe erreicht, der ist im Bhakti Yoga integriert.
Bhakti Yoga in den Alltag zu integrieren ist nicht schwer. Solange du Gott in deinem Herzen trägst und diese Liebe Ausdruck verleihst, machst du alles richtig. Natürlich helfen dir die oben beschriebenen Formen der Hingabe den Weg zu gehen und ihn ein wenig abzukürzen.
Om namah Shivaya